Social Media: Jeder schielt zum Nachbarn - Pressebericht des Zürcher Events
Herbert Wagger 21 September 2010 20:09:14
Social Media: Jeder schielt zum NachbarnMeinungen in der Gesellschaft werden im Web 2.0 einfach umgepolt
Social Media: Chance oder Gefahr für die Gesellschaft?
Zürich (pte/15.09.2010/12:00) - Mit der Explosion von Web-2.0- und
Social-Media-Diensten ist das Internet in den vergangenen Jahren noch
unübersichtlicher für den einzelnen geworden. "In Wahrheit verstehen wir das
Web nicht mehr", erklärte Clemens Cap von der Universität Rostock gestern,
Dienstag, bei der von Future Network http://www.future-network.at und der
Schweizer Informatikgesellschaft organisierten 4. Konferenz zu
Technologieoutlook und IT-Trends an der Universität Zürich.
Menschen rücken näher zusammen
Gleichzeitig wird die Social-Media-Revolution die Welt aber nachhaltig
verändern, ist sich Cap sicher. "Jeder Mensch schielt bei seiner
Meinungsbildung bzw. der Bewertung, welche kulturellen Verhaltensweisen in
der Gesellschaft angebracht sind und welche nicht, zu seinen unmittelbaren
Nachbarn. Durch Social Media werden plötzlich Hunderttausende User weltweit
zu Nachbarn", erklärt Cap gegenüber pressetext.
Diese menschliche Verhaltensweise sei mit ferromagnetischen Vorgängen bei
Materialien vergleichbar, spielt Cap auf jüngste sozialwissenschaftliche
Theorien an. Ähnlich der magnetischen Polung benachbarter Teilchen in eine
Richtung, sorge der unmittelbare Kommunikationsaustausch der User in kurzer
Zeit für eine konzertierte Meinungsausrichtung ganzer Gesellschaften oder
Kulturen. "Wir orientieren uns am anderen. Gleichzeitig wissen wir nicht,
was dabei herauskommen wird", weist Cap auf die schwierige
Vorhersagemöglichkeit derartiger Meinungsfindungsprozesse hin.
Junge Leute misstrauen Werbung
Dass die Auswirkungen von Social Media auf die Gesellschaft fundamental
sind, steht auch für Moshe Rappoport von IBM Research außer Frage. "Schon
jetzt neigen junge Leute dazu, Aussagen von Unternehmen oder Politikern per
se zu misstrauen und sich ausschließlich auf die Meinung und Erfahrung ihrer
Freunde in den sozialen Netzwerken zu verlassen. Mit herkömmlicher Werbung
stehen Unternehmen da auf verlorenem Posten", sagt Rappoport.
Der Umstand, dass Europa den USA wie bei vielen anderen technologischen
Entwicklungen auch beim Thema Social Media ein paar Jahre hinterherläuft,
sieht Rappoport hingegen für Unternehmen wie User nicht unbedingt als
Nachteil. "Einige Fehler und Investitionen lassen sich dadurch sicherlich
vermeiden. Gleichzeitig müssen aber auch europäische Unternehmen sehr
schnell lernen, wie Reputation Management in der heutigen Zeit funktioniert
und das von Usern geäußerte Feedback positiv für die eigene
Geschäftsentwicklung genutzt werden kann", so Rappoport im Gespräch mit
pressetext.
"i-Bank 2.0" - social CRM und Finanzberatung im Einfluß von Web 2.0
Auch Banken stehen vor der Herausforderung, sich dem Tempo der Geschäftswelt
anpassen zu müssen und agiler im Verhalten zum Kunden und ihrer Struktur zu werden.
Die wachsende Popularität von Web 2.0 muss berücksichtigt werden.
Neue Arbeitsweisen („Digital Natives“ – die Facebook Generation),
Mobilität der Mitarbeiter und auch der Kunden unterliegen einem Wandel,
der zu weniger Komplexität, mehr Effizienz und zu verbesserter Kommunikation
sowohl intern als auch extern führen muss.
Diesen neuen Anforderungen muss Rechnung getragen werden,
sagt Herbert Wagger von INTRANET Consulting.
Große Risiken
Die enorme Schlagkraft von sozialen Netzen birgt aber naturgemäß auch ihre
Risiken. "Wie die heftige Diskussion um Wikileaks zeigt, muss sich die
Gesellschaft erst darüber im Klaren werden, ob jeder ohne Rechenschaft
abzulegen alles publizieren kann", sagt Social-Media-Experte Cap.
Diesbezüglich spiele zudem der soziale Kontext, in dem Äußerungen getätigt
werden, eine wichtige Rolle. Ob jemand in einer heiteren Runde unter
Freunden androhe, den Londoner Flughafen in die Luft zu sprengen oder diese
Äußerung beim Security-Check in der Abflugshalle tätigt, sei ein großer
Unterschied. In sozialen Netzwerken sei dieser Kontext oftmals nicht klar
ersichtlich, was zu gefährlichen Missverständnissen führen könne.
Auf ein weiteres Problemfeld beim Thema Social Media wies schließlich
Security-Experte Edgar Weippl von SBA Research der TU Wien hin. "Facebook
eignet sich als schöner Angriffsweg, um mit sehr geringem Aufwand große
Botnetze zu installieren. Im Prinzip reichen wenige Dutzend mit Trojanern
eroberte Accounts, um mehrere Tausend Angriffsziele zu erreichen", erklärt
Weippl. Spam- und Phishing-Attacken auf Facebook seien deshalb so
gefährlich, weil User weniger vorsichtig mit erhaltenen Links und Dateien
umgehen, da sie den im sozialen Netzwerk befindlichen Personen vertrauen.
(Ende)
Aussender: pressetext.schweiz
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